Dienstag, 26. Juli 2016

Drei Tage an der Bisse du Levron



Der Bau der Bisse du Levron führte zu Konflikten und Gerichtsurteilen, so dass deren Geschichte ziemlich gut dokumentiert ist. Heute wird nur noch der erste Teil rund um Verbier unterhalten. Die Fortsetzung bis Levron wurde bereits etwa 1930 aufgegeben.





Informationen zur Bisse du Levron
Gemeinde                  Bagnes & Entremont
Bewässerte Zone       Bagnes, Vollèges
Fassung                     La Chaux auf 2300 m.ü.M.
Länge                         16.8 km
Zustand                      auf 11.1 km wasserführend
Ersterwähnung           1465
Wege                           teilweise begehbar

Route
1. Tag: Seilbahnstation Les Ruinettes - Bisse de Verbier - Cabane du Mont Fort CAS
2. Tag: Cabane du Mont Fort - La Chaux Fassung - Bisse du Levron - Les Ruinettes - Le Grenier - Les Planards - Chute du Bisse - Les Forcles Pt. 1879 - Pt. 1688 - Pt. 1549 - Verbier Piscine - Verbier TV

2 Tage, ca. 8 Std Wanderzeit, Aufstieg 400 Hm, Abstieg 970 Hm, meist T1


Samstag, 16. Juni 2016

Am 22./23 und 23./24. Juni plane ich zwei Begehungen der Bisse du Levron mit der SAC Sektion Emmental und der Community Suonen/Bisses von Hikr.org. Weil ich noch nie in dieser Gegend war, rekognosziere ich eintägig den Zugang zur Cabane du Mont Fort und die Fassung der Bisse du Levron bei La Chaux. Wie dem so ist: beim Rekognoszieren ist das Wetter meist top, bei der Wanderung dann flop. Was ich sehe und erlebe, begeistert mich.


Bisse du Levron: wunderschöner Panoramaweg

Der Blick hinüber zu den Gipfeln des Grand Combin


Erstes Hindernis: Eringerkühe in der Bisse

Ein Umweg schien mir da ratsam

Im Tälchen von La Chaux finde ich die beiden Fassungen der Bisse

In den letzten Tagen hat es noch Neuschnee gegeben

La Chaux - Natur pur

Die Cabane du Mont Fort kommt in Sicht

Cabane du Mont Fort - eine schöne und sehr gut bewartete SAC-Hütte

Abstieg nach Verbier mit Tiefblick ins Tal

Unterwegs ein Schwalbenschwanz ....

.... und zweirädrige Schmetterlinge

Samstag, 23. Juni 2016

Die andauernd gewitterhafte Woche zehrte an meinen Nerven. Weil nur für Sonntag passables Wetter angesagt war, kam ich auf die Idee, die Gruppen zusammenzulegen. Wir reisten am Samstag ins Wallis und wussten, dass ab 17 Uhr mit kräftigen Gewittern zu rechnen war.

Wie jedes Jahr mit dabei war Johannes Gerber, der Autor des Wanderbuches "Wandern an sagenhaften Suonen". Wer sein Suoneninventar noch nicht kennt, sollte dies schleunigst nachholen: http://www.suone.ch/inventar/. Er ist auch Mitautor des aktuellen Standardwerkes "Walliser Suonen" im Verlag Editions monographic.














Weil Gewitter drohten, stiegen wir über die Bisse de Verbier auf kürzestem Weg hinauf zur Cabane du Mont Fort.

Start bei der Seilbahn Les Ruinettes

Hier zweigen wir ab auf die Bisse de Verbier

Blau, blau, blau sind alle meine Kleider ...

Alpenrosen am Wegrand

Tagesziel erreicht: Kaffee und Kuchen angesagt

Nach einem Gewitter mit Graupelschauern klart es wieder auf

 Sonntag, 24. Juli 2016

In der Cabane du Mont Fort genossen wir ein sehr gutes Fondue und eine erstaunlich schnarchfreie Nachtruhe. Und welche Freude: am Morgen begrüsste uns ein wolkenfreier Himmel. Der Tag konnte so werden, wie ich mir dies vorgestellt hatte. Wir starteten um 08:00 Uhr und stiegen im nassen Gelände vorsichtig ab in den Talgrund, wo wir die Fassung der Bisse de Levron und ein herziges Murmeltier fanden.

Startbereit bei der Cabane du Mont Fort

Der Talgrund von La Chaux kommt in Sicht

Am Anfang der Bisse du Levron ...

...hat es noch keinen Hüterweg

Links aussen hat es noch eine zweite Fassung
Weil das Murmeltier schon in seinem Munggeloch steht, flüchtet es vor diesen freundlichen Suonenfans nicht.





Zum Glück sind die Kühe heute weiter unten in der Weide

Suonenflora

Das wollte ich doch allen zeigen: den Grand Combin

Sie geniessen es!

Das Wasserrad unterhalb Les Ruinettes
Hier folgt die anstrengenste Stelle dieser Wanderung. Die Bisse stürzt ca. 250 Höhenmeter einen steilen Hang hinunter. Wir steigen ein Zickzack-Weglein ab. Nichts für wackelige Knie!

Wir sind unten an der Steilstufe angelangt

Wir rasten im Lupinenparadie


Bis zum Chute du Bisse geht es noch weit!

Ein Alpfest in Les Planards

Wir hören die Gesänge einer Messe

Irgendwo in diesem Wald sollte er kommen, der berühmte Wasserfall

Nur noch 20 Minuten ...

Ziel in Sicht

Da hat es sogar ein Wasserrad und eine Aussichtsplattform

Unglaublich: hier stürzt die Bisse in die Tiefe ...

Unten wurde das Wasser wieder gefasst und nach Levron geleitet
In der Mitte des Fotos das Dorf Levron
Der Abstieg auf einem Waldweg war recht angenehm. In der nun sommerlichen Hitze querten wir mit müden Beinen durch das mondäne Verbier. Unsere gute Laune beeinflusste dies nicht.

Nach diesen beiden eindrücklichen Tagen fuhren wir zurück ins Bernbiet. Ich freue mich schon auf den nächsten Samstag. Johannes und ich werden den schwierigen Teil der Grand Bisse de Lens begehen.












Freitag, 22. Juli 2016

Bisse de Sion - von der Quelle der Liènne nach Anzère

Dienstag, 19. Juli 2016


Schon allein die Fahrt mit dem Postauto hinauf zum Lac de Tzeusier ist ein Erlebnis. Ab Ayent kurven die wie auf der Griesalp speziellen Busse das schmale Strässchen hinauf, und nach einigen engen und niedrigen Tunneln liegt plötzlich der stahlblaue Lac de Tzeusier vor uns. Hier, auf der Barrage Rawil, beginnt der Aufstieg zum Rawilpass. Mein heutiges erstes Ziel ist jedoch die Quelle der Liènne, ein Naturwunder der besonderen Art.

Route: Barrage Rawil - über die Staumauer auf die Ostseite - Liènne-Quelle - Fassung Bisse de Sion - Barrage de Rawil - Les Rousses - Reservoir Samarin - Ravouéné - Les Grillesses - Audey - Anzère

14 km, 100 Hm Aufstieg, 400 Hm Abstieg, 4 Std. Wanderzeit, kurz T2, sonst T1



Blick von der Barrage de Rawil auf den Lac de Tzeusier. Er staut das Wasser, das aus der hier nicht sichtbaren Quelle der Liènne austritt. Allein schon die Rundwanderung (knapp 2 Std.) ist die lange Reise wert.


Blick von der Staumauer hinunter in die wilde Schlucht der Liènne. Trostlos. Kein Tropfen Restwasser ist auszumachen.


Am rechten Ufer sehen wir die Gräte, die zum Rawilhorn hinaufführen. Einige Höhenmeter oberhalb des Ufers fliesst die Bisse de Sion von rechts nach links.
 Diese gelbe Blume werde ich heute immer wieder antreffen. Es ist der Kugelginster (Genista rabiata). Er wächst in dieser Gegend an trockenwarmen Hängen und Felsen.

Traumhaft schön ist der Blick vom linken Ufer hinüber zu den Walliseralpen. Der Weg ist gut ausgebaut. Einige kurze Stellen sind T2.
Eine weitere gelbe Blume, der das feuchte Wetter dieses Sommers gut bekommen ist: das Alpen-Sonnenröschen (Helianthemum alpestre).
Beide Ufer auf einen Blick. Links der Pfad zur Quelle, rechts das Strässchen und die Bisse de Sion

Der Höhepunkt der Rundwanderung um den See: die Quelle der Liènne.  Diese Quelle ist ein ausgezeichneter Indikator des örtlichen Wasserkreislaufes. Die Abflussmenge variert in spektakulärer Art und Weise, je nach Saison: im Frühling und im Sommer sprudeln zwei Quellen aus den Felsen, im Herbst und Winter jedoch nur eine.




Unten im Kessel bildet sich im Wasserstaub ein Regenbogen.


Im Abstieg von der Quelle zur Fassung der Bisse de Sion folge ich einem unmarkierten Pfad. Hier gelingt dieses Foto. Gemäss einer uralten Markierung kann man hier den Bach queren. Natürlich habe ich es nicht probiert!


Die Schöpfe der Bisse de Sion erreiche ich auf einem Umweg. Drei Fliegen auf einen Streich: die Quelle, die Liènne, der Anfang der Bisser de Sion.


Die Bisse samt Hüterweg überquert einen Seitenbach.


Die Bisse de Sion ist in mehrfacher Hinsicht sehr speziell:
Sie wurde in den Jahren 1901 bis 1903 erbaut, ist also relativ jung.
Vom Bau gibt es fotografische Dokumente, siehe Foto.
Sie dient nur indirekt zum Bewässern. Ihr Wasser fliesst nach Anzère ins Flüsschen Sionne, dem im Verlaufe des Sommers das Wasser ausgeht.

Die Bisse führt überdurchschnittlich viel Wasser. Die Bissen Grimisuat, Lentine und Mont d'Orge werden davon profitieren.
Die Bisse de Sion am rechten Seeufer

Im See versunkene Berge

Viele Wandermöglichkeiten vom Staudamm aus

Blick von der Strasse zu den Walliseralpen
In ca. zwei Stunden wandert man auf der Bisse de Sion nach Anzère. Vom Staudamm bis Les Rousses verläuft die Bisse mehrheitlich durch Stollen. Der Wanderer hat die Wahl zwischen der Strasse, den Tunneln oder einem markierten Weg durch die Felsen. Der Felsenweg ist ziemlich abenteuerlich:

Aufstieg über das Galeriedach

Leiter 1 führt auf das Dach

Leiter 2: Willem bleibt mit dem Rucksack stecken

Leiter 2: Willem hat's geschafft

Nach steilem Abstieg kommt man hinunter auf die Bisse. Sie führt kein Wasser. Johannes erkundet den Stollen.

Der Felsenweg ist wildromantisch.



Nach Les Rousses verläuft die Bisse de Sion ca. zwei Kilometer durch schattigen Wald. Dies ist an einem heissen Tag sehr angenehm. Unterwegs hat es kurze Stollen, die man gut umgehen kann.

Stollen heute

Stollen im Bau





Nach dem Reservoir beim Sé des Samarins ist die Bisse eingelegt. Hie und da hört man ein Glucksen. Kugelginster, so weit das Auge reicht!


Das Trassee der Bisse quert Krächen, die ich von der Bisse d'Ayent her kenne: hier der Torrent Croix.


Der Blick öffnet sich. Ich sehe hinüber nach Crans Montana.

Les Grillesses 1903

Les Grillesses heute

Ab hier saust das Wasser hinab ....
... und kommt oberhalb Anzère wieder ans Tageslicht

Beliebter Promenadeweg


Ab hier könnte ich der Bisse de Sion Richtung Etang Long noch weiter folgen. Inzwischen ist es sehr heiss geworden. In wenigen Minuten bin ich bei der Post und fahre mich dem nächsten Kurs talwärts.